AUF TUCHFÜHLUNG MIT ÖSTERREICHS JUNGER DESIGNER-GENERATION

von Alexandra Otto 23/01/2019
ENJOY SHOPPING!
AUF TUCHFÜHLUNG MIT ÖSTERREICHS JUNGER DESIGNER-GENERATION

Autorin: Irmie Schüch-Schamburek

VIENNA FASHION WEEK

Diese Eventwoche mit Modeschauen und Präsentationen hat sich als Plattform der österreichischen Modeszene etabliert und präsentiert mittlerweile seit elf Jahren Wiens modischen Höhepunkt im Herbst. Das Veranstalterteam Elvyra Geyer, Zigi Mueller-Matyas und Maria Oberfrank zollt mit der Vienna Fashion Week jedes Jahr dem österreichischen Modedesign seinen Respekt.

AUSTRO CATWALK

Ursprünglich entstand die Modewoche aus der Idee, heimische Designer mit dem österreichischen Handel zu vernetzen, um den Weg für Handelspartnerschaften zu öffnen. „Anfang der 2000er-Jahre war Wien in Sachen Mode ein unbeschriebenes Blatt“, erinnert sich Gründerin Elvyra Geyer zurück. „Zwar gab es die eine oder andere Verkaufsmesse, aber keine professionell organisierten Catwalks. Das haben wir geändert!“ Leider konnte sich das Vorhaben, viele, konkrete Handelspartnerschaften anzubahnen, in der Praxis nicht wirklich durchsetzen. Dennoch: Die Vienna Fashion Week bietet neuen und etablierten Designern des Landes jedes Jahr eine professionelle Bühne auf internationalem Niveau und ist in der Modeszene nicht mehr wegzudenken. Und: Sämtliche Fotos, Videos und Catwalk-Shows wären für die meisten kleineren Designer des Landes alleine in dieser Form nicht umsetzbar. Auch Schülerinnen und Schüler der Modeschulen haben hier erstmals die Chance, in hochprofessionellem Rahmen eigene Werke zur Schau zu stellen und Branchenluft zu schnuppern. Somit präsentiert sich auf der Vienna Fashion Week ein spannender Mix aus Branchenneulingen, arrivierten Designern und Newcomern, die zudem verschiedenste Stilrichtungen abdecken.

DIE AVANTGARDISTEN

Als Mitbegründerin der Fashion Week hat die ehemalige Helmut Lang-Studentin Maria Oberfrank mit PITOUR ein Label etabliert, das für ein fein ausbalanciertes Gespür zwischen aktuellem Trend und dezent-puristischer Eleganz für Frau und Mann steht. Besonderes Highlight sind die stets mit experimentellem Einfallsreichtum ausgeführten Details, viele davon in Handarbeit gefertigt. Ein weiteres Pitour-Markenzeichen ist das Spiel mit der Asymmetrie, das Ausloten mehrerer Tragemöglichkeiten jedes Teils sowie die Wahl außergewöhnlicher Stoffe und Farbkombinationen. Damit drehen sich vermeintlich einfache Schnitte immer wieder in Richtung Glamour, Luxus oder charmanter Ironie und ergeben eine gekonnte Kombination aus mitteleuropäischer Nüchternheit und Übermut.

Ebenfalls schon jahrelang in der Szene etabliert ist das Label KAYIKO – The Private Luxury Label by Karin Oèbster mit Avantgarde-Designermode und Accessoires in exklusiven Kleinstauflagen und Einzelstücken für selbstbewusste, kosmopolitische Menschen. Das extravagante Label besteht bereits seit 20 Jahren. Das Label MILK hingegen wurde erst 2013 von Nicole Komitov aus der Taufe gehoben und lässt die eigentlich gegensätzlichen Attribute Schlichtheit und Dramatik verschmelzen und bringt so ein tragbares Avantgarde-Label hervor.

GREEN FASHION

Avantgardistisch und nachhaltig zeigte sich das Label SHAKKEI. Mit der Kombination aus traditionellen japanischen
Kunsttechniken und modernen europäischen Einflüssen bewegt sich der Designer bewusst an der Grenze zwischen einmaliger Kunst und reproduzierbarem Design. In der Damenmode treffen österreichische Stickereien auf die japanische
Shibori-Färbetechnik, schräg drapierte Röcke auf gesteppte Mäntel und geometrisch lineare Muster auf natürliche Kleiderformen.

DIE COUTURIERS

Glamouröser Fixpunkt der Catwalk-Shows sind DesignerInnen, die neben stylishen, femininen Alltagsmodellen auch bezaubernde Abendkleider kreieren, wie beispielsweise Anelia Peschev, die für ihre technologischen raffinierten Schnitte und außergewöhnlichen, hochwertigen Stoffe bekannt ist. Ebenfalls immer ein Fixstern in der Couture-Klasse: Sabine Karner mit ihren sportlich-schicken „ready to wear“-Kollektionen und ihren Abend- und Brautkleidern. Das von Martina Mueller Callisti gegründete Label CALLISTI steht für zeitlose, extravagante & urbane Mode, und ROZBORA COUTURE ist ein Label, das Schönheit, hochwertige Qualität und Komfort in einem einzigartigen Design vereint. In seinen Kreationen setzt der Modedesigner Richard Rozbora, Absolvent der renommierten University Of The Arts London Central St. Martin’s, auf Ethik, Anstand, Fairness und ökologische Grundsätze.

NEWCOMER

Spannend wie jedes Jahr sind die Newcomer. Das letzte Mal überzeugte das Label VIS A VIS, das Handwerk mit Vision
lebt und von der Tirolerin Andrea Kerber 2016 gegründet wurde. Ihre Kollektionen stehen für das Zusammenspiel zwischen edler und urbaner Kleidung, die vermeitliche Gegensätze perfekt ineinanderschmelzen lässt und einen unverkennbaren Look mit bequemen und unkomplizierten Schnitten kreiert. Das junge Label GRUNGE DISCO versucht, dem Publikum
durch seine Kleidung eine lebendigere und persönlichere Note zu geben. Ebenfalls immer vertreten: Modeschulen. 2018 waren die HLMW9 Michelbeuern, die Modeakademie Sitam und die Kunst Mode Design Herbststraße zu Gast. Die Vienna Fashion Week ermöglicht so den angehenden Modedesignerinnen, ihre kreativen Ideen – von der ersten Skizze über selbst
gefertigte Haute Couture-Modelle bis hin zur Publikumspräsentation – zu realisieren.

MEN ONLY

Bei den Designern für Männer stachen WEBER + WEBER sowie VERDANDY hervor. WEBER+WEBER ist ein Statement gegen die grassierende Kollektionitis, mit einer Idee, die ruhige österreichische Gestaltungskraft mit kunstvollem italienischem Schneiderhandwerk vereint. Das junge österreichische Label Verdandy zeigt innovative und fühlbar angenehme Stoffe im klassischen Stil von Denim mit einem Hauch nordischer Mythologie. Mit Spannung darf nun erwartet werden, was uns das Triumvirat der österreichischen Modeszene, Elvyra Geyer, Zigi Mueller-Matyas und Maria Oberfrank, im Herbst 2019 präsentieren wird!